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«Wir sind das Ge­dächt­nis der Schwei­zer Frau­en­be­we­gung»

Während des Studiums an der HTW Chur nutzte Silvia Bühler die Chance, die lebendige, zukunftsweisende Arbeit von Archiven kennenzulernen. Heute arbeitet sie zu je 50 Prozent in der wissenschaftlichen Abteilung des Staatsarchivs des Kantons Bern und als Leiterin des Archivs der Gosteli-Stiftung, dem Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung.

Text und Bild: Anja Böhme

«Das waren schöne drei Jahre in Chur», erinnert sich Silvia Bühler an ihr Studium. Sie und ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen wohnten damals alle vor Ort, das habe sie zusammengeschweisst; viele der damals geknüpften Kontakte und Freundschaften bestehen noch immer. Der Studieninhalt des Bachelorstudiums Information Science hat sie mit seiner Vielfalt und Berufsorientierung überzeugt. Praxiserfahrungen sammelte sie bereits während des Studiums als Teilzeit-Mitarbeiterin in der Unibibliothek Bern, und direkt nach ihrem Abschluss 2005 bekam sie ihre Wunschstelle als Leiterin der Bibliothek des Staatsarchivs des Kantons Bern. Den Unterschied zwischen Bibliotheken und Archiven bringt sie folgendermassen auf den Punkt: «Bibliotheken sammeln Publikationen, die man auch im Buchhandel kaufen kann, während Archive Unikate aufbewahren, zum Beispiel Nachlässe von Personen oder Unterlagen über die Geschäftstätigkeit von Organisationen.»

Wenn Sylvia Bühler von ihrer Arbeit erzählt, wird deutlich, wie dynamisch, lebendig und zukunftsweisend die Tätigkeiten von Archivaren sind. Im Staatsarchiv Bern ist sie zuständig für die audiovisuellen Bestände: Sie sichtet Sammlungen von Fotos, Filmen und Tondokumenten und entscheidet, welche davon ins Staatsarchiv Bern übernommen werden.

Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit besteht darin, die historischen Unterlagen für die Öffentlichkeit aufzubereiten und zugänglich zu machen, indem sie die Nutzer des öffentlichen Archivs berät, die sich meist mit Rechercheanfragen an sie wenden. Ganz besonders freut sie sich, wenn sich das Archiv an Ausstellungen oder Publikationen beteiligen kann: «Für uns ist es toll, wenn wir die Materialien so wieder der Öffentlichkeit sichtbar machen und zurückgeben können.»

Als Leiterin des Archivs der Gosteli-Stiftung in Worblaufen bei Bern ist Silvia Bühler mit ganz anderen Anforderungen konfrontiert. Da die private Stiftung keine staatlichen Mittel erhält, kümmert sie sich hier auch um Fragen der Kulturpolitik, der Finanzbeschaffung und des Sponsorings. Die Gosteli-Stiftung mit dem Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung wurde 1982 von Marthe Gosteli, Jahrgang 1917, gegründet. Mit 96 Jahren beschloss sie, eine Nachfolgerin zu suchen. Also fragte die rüstige Stifterin ihre junge Kollegin, die sie von gelegentlichen Kooperationen der beiden Institutionen kannte, ob sie die Aufgabe übernehmen wolle. Silvia Bühler nahm die Herausforderung gerne an. «Wir sind das Gedächtnis der Schweizer Frauenbewegung» sagt sie mit einem gewissen Stolz in der Stimme. Die Arbeit hat sie sensibilisiert für die Tatsache, dass die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Schweiz noch nicht in allen Bereichen verwirklicht ist. «Über Lohngleichheit wurde schon vor über 100 Jahren gesprochen! Der Slogan 'gleicher Lohn für gleiche Arbeit‘ stammt aus dem 19. Jahrhundert, das ist in unseren Unterlagen dokumentiert.»


SILVIA BÜHLER

Silvia Bühler ist Absolventin des Bachelorstudiums Information Science mit der Vertiefung Archivierung und arbeitet heute zu je 50% im Staatsarchiv des Kantons Bern und im Archiv der Gosteli –Stiftung.

Dies ist ein Blog-Beitrag der HTW Chur.

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