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Wenn alle ab­tau­chen und Luft holen

Wenn die Studierenden allmorgendlich um 8:00 Uhr vor der Administration Schlange stehen um noch ein Lernzimmer für den Tag zu ergattern, wenn der Lärmpegel an den Tischen vor der Bibliothek plötzlich tiefer ist als in den vergangenen Monaten, wenn auf jedem Flipchart in der Hochschule Abläufe, Modelle oder Stichworte vermerkt sind und wenn sich in der Administration langsam aber sicher die Prüfungsschachteln türmen – ja dann ist sie da, die Lern- und Semesterprüfungszeit an der HTW Chur.

Text: Antonia Hidber Bild: Kursiv

Irgendwie mag ich diese Zeit – aber irgendwie auch nicht. Die Ferien sind zwar greifbar, manch eine/r hat sie mehr als nur nötig (und verdient!). Aber gleichzeitig heisst es auch, dass lange zwei Monate der Ruhe und Leere an der HTW Chur folgen und wir uns nach drei oder vier Jahren wieder von einem Jahrgang Studierender verabschieden müssen… (Was notabene aber natürlich auch Ziel eines Studiums sein soll – schliesslich dürfen diese Studierenden dann Ende September geschniegelt und gestriegelt ihr wohlverdientes Diplom in Empfang nehmen!)

Nun zurück zur Prüfungszeit oder viel eher zur Vorbereitung darauf: Die Lernferien. Wobei dieses Wort ein Widerspruch in sich ist – denn welche/r Studierende nennt lernen schon Ferien? Wir Dozierenden präferieren deshalb den Ausdruck „unterrichtsfreie Zeit“. Wer in dieser Zeit mit offenen Augen und Ohren durch die HTW Chur geht, kriegt ziemlich bald mit, vor welcher Prüfung sich jede Klasse am meisten fürchtet, wo Beruhigungsmittel im Einsatz sind und wo Schokolade und Kaffee als letzte Anker dienen. Je näher die Prüfungen rücken, desto emsiger wird in den Ordnern und Büchern umgeblättert und markiert, desto schneller werden die Zusammenfassungen, welche man doch eigentlich schon während des Semesters schreiben wollte, geschrieben und desto mehr Energy-Booster werden konsumiert und verzehrt. Bei einem kürzlichen Gespräch mit einer Pharmaassistentin musste ich zudem feststellen, dass nicht nur wir HTW-Angestellte die Lern- und Prüfungszeit unserer Studierenden hautnah miterleben, sondern auch die Angestellten der Apotheke nebenan: Produkte wie IQ-Energy, Traubenzucker, Ginseng-Präparate, Berocca oder Supradyn scheinen mindestens zwei Mal im Jahr wie frische Semmeln über den Tresen zu gehen.

Wenn dann die Prüfungszeit richtig Einzug hält, sieht man morgens angespannte Studierende ins Gebäude eilen, noch ein letztes Mal einen Blick über die Zusammenfassung werfen, allerletzte offene Fragen bei Klassenkameraden klären und sich den finalen Energieschub einwerfen, einflössen oder gar einsprayen (an dieser Stelle ein Dank an die Zweitsemester-Studierenden, die mich im Juni über die Existenz von Beruhigungs-Mundsprays aufgeklärt haben). Dann kehrt erst mal Ruhe ein für zwei, drei Stunden, während denen das Letzte aus Kopf, Kugelschreiber, Taschenrechner und Kurzzeitgedächtnis herausgeholt wird. Ist das Prüfungsdossier endlich abgegeben, strömen sie wieder auf den Korridor, wo angeregt diskutiert, Lösungen verglichen oder einfach nur geflucht wird. Die Erleichterung steht den Studierenden aber immerhin (und meistens) ins Gesicht geschrieben.

Und dann sind sie irgendwann weg. – Und die HTW Chur leer.

Dennoch bleiben wir Angestellten (abgesehen von unseren eigenen Sommerferien) da – denn auch ohne Studierende wird bei uns emsig weitergearbeitet und vorbereitet. Schliesslich muss Mitte September wieder alles bereit sein, wenn es für die Erstsemester heisst «Herzlich willkommen an der HTW Chur, der persönlichen Bündner Fachhochschule!».


ANTONIA HIDBER

Antonia Hidber ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Verwaltungsmanagement der HTW Chur und doziert im Bachelor-Studiengang Betriebsökonomie. Vergangenen Monat hat sie ihr eigenes konsekutives Masterstudium abgeschlossen – und erlebt den Studierendenalltag deshalb wohl noch etwas intensiver mit.

Dies ist ein Blog-Beitrag der HTW Chur.

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