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Kick it off!

In diesem sommerlichen Herbst durfte ich zwei Kick-offs miterleben. Und zwar hautnah!

Text: Petra Caviezel / Bild: Petra Caviezel

Der erste ging etwas mehr unter die Haut, ich werde mich wohl immer irgendwie daran erinnern. Mein Sohn ist jetzt nämlich ein Erstklässler. Und ich Mami von einem Schüler! Wow! Das fühlt sich irgendwie surreal an, im guten Sinn. Ich könnte jetzt leicht in nerviges Schwelgen à la «er war doch erst grad noch ein süsses, kleines Baby» verfallen. Tue ich nicht. Wenn dann nur heimlich. Viel lieber schaue ich ihm morgens vom Fenster aus nach, bis er hinter der Kurve verschwindet, und bin irgendwie einfach stolz. Geglücktes Kick-off, definitiv.

Kick-off Nr. 2 heisst auch ganz offiziell so, ohne «Nr. 2» natürlich. Und ist der erste Tag von unseren Studiengängen 2015/16 am Institut für Management und Weiterbildung IMW. 12. September 2015. Die Studierenden bestreiten den ersten Tag ihres Studiums, für die meisten ist es der erste Tag überhaupt an der HTW Chur. Sie erhalten ihre Bücher und viele Informationen, bekommen durch Vorträge von tollen Referenten erste Einblicke in das, was sie erwartet. Und sie treffen ihre Studienkollegen und -kolleginnen. Für mich ist das immer spannend mitanzusehen. Und natürlich waren wir Damen von Seiten der Bündner Fachhochschule auch etwas unter Druck. Klappt alles? Haben wir nichts vergessen? Fühlen sich alle wohl?

Und ich als alte Vergleicherin liebe es natürlich, meine beiden Kick-offs einander gegenüber zu stellen. Wie unterscheiden sich diese beiden «Ersten Male»? Ein gravierender Unterschied ist klar und sichtbar: das Alter. Während mein Sohn mit anderen 6- und 7-jährigen auf Mini-Stühlen an Mini-Pulten sitzt und am ersten Schultag Ballone steigen lässt, sind die Studierenden bei uns am Institut, ähm, alt. Oder halt einfach erwachsen, um es moderat auszudrücken. Sie lassen keine Ballone steigen, sondern feiern den ersten Studientag mit Weisswein und Häppchen und der einen oder anderen Zigarette im lauschigen Gärtchen der HTW Chur. Klar, da muss ja auch keiner mehr lesen lernen, die können das, schliesslich haben sie gerade mit einem EMBA-Studiengang gestartet. Oder mit einem DAS, das in die gleiche Richtung führt. Ein anderer Unterschied ist die Freiwilligkeit. Mein Sohn wird die nächsten mindestens neun Jahre zur Schule gehen. Da hat er keine Wahl. Nur gut, dass das den Erstklässlern, auch abgesehen vom nicht vorhandenen Zeitgefühl, nicht bewusst ist. Unsere Studierenden müssen nicht, sie wollen. Und zwar aus eigener Motivation, die aus vielen unterschiedlichen Gründen entsteht. Sie wollen sich in einer Richtung weiter entwickeln, die sie sich selber ausgesucht haben.

Aber wie verhält es sich mit der allgemeinen Gefühlslage? Der Spannung? Der Nervosität? Und bleibt da was kleben von diesem Kick-off, für immer? Ich zum Beispiel erinnere mich an überrollenden Respekt und an die Verwunderung über das Schulgebäude im Industrie-Style, wenn ich an den ersten Tag meiner Weiterbildung als Erwachsene denke. Und vom ersten Schultag als Primarschülerin mag ich mich zumindest noch an den Duft meines Etuis erinnern (grosse Enttäuschung vor Kick-off Nr. 1 bei der Feststellung, dass dieser Duft nicht mehr existiert!).

Ich finde ja, dass die Erstklässler/innen mit zu grossem Schulsack und einem gesunden Päckchen Naivität ihren ersten Tag angetreten haben. Klar, Schule war ein Thema, schon die ganzen ellenlangen achtwöchigen Sommerferien lang. Aber so wirklich wissen, was Schule ist, tun sie ja nicht. Deshalb waren wahrscheinlich, zumindest im Klassenzimmer meines Sohnes, die Eltern nervöser als die Kinder. Aber wie ist das, wenn man als Erwachsener einen Re-start in Sachen Schule hinlegt? Welche Gedanken macht man sich? Bestimmt sind diese genau so individuell wie unsere Studierenden. Einige starten locker, nehmen’s wie’s kommt und ziehen das dann so durch. Oder sie werden dann doch etwas überrascht feststellen, dass da halt von Nix auch Nix kommt. Andere haben bestimmt Respekt vor der Fachhochschule und dem Lernen (... ist schon 25 Jahre her, wissen Sie!), dem zeitlichen Aufwand, den Noten. Auf jeden Fall wird recht bald den meisten bewusst, dass sie sich während der Weiterbildung weiter entwickeln, entfalten und vernetzen können.

Und dabei werden sie unterstützt. Die meisten wohl nicht mehr von Mami und Papi, aber vielleicht vom Arbeitgeber, der eigenen Familie, von den Studienkolleginnen, und ganz sicher von uns. Von unseren Dozierenden, die es verstehen, aus ihrem Berufsalltag Schlüsse zu ziehen, welche die Studierenden weiter bringen. So individuell wie es halt ist, hier am Institut für Management und Weiterbildung IMW.

Auf jeden Fall bedeutet so ein schulischer Kick-off immer einen Start in neue Gefilde, auf welche man sich einlassen muss. Gefragt ist Einsatz, Interesse und auch ein gewisses Mass an Flexibilität. Egal ob man 7, 25 oder 53 ist. Und irgendwie liegt diesen aller-ersten Tagen halt auch immer ein kleiner Zauber inne...


PETRA CAVIEZEL
Petra Caviezel ist ehemalige Werbefrau, amtierende Ehefrau, Mama und Freundin. Sie arbeitet Teilzeit als Organisationsassistentin am Institut für Management und Weiterbildung an der HTW Chur.

Dies ist ein Blog-Beitrag der HTW Chur.

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