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Ge­sund­heit, Ge­sund­heits­we­sen, Well­ness

Welche Rolle spielen sie im Tourismus?

Gesundheitstourismus ist ein derzeit viel diskutiertes Thema – so auch im Kanton Graubünden, der sich im Gesundheitstourismus mit attraktiven Angeboten positionieren will. Im Rahmen einer Veranstaltung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur wurde die Rolle von Gesundheit, Gesundheitswesen und Wellness im Tourismus diskutiert und aufgezeigt, was sie im Kontext der gesundheitstouristischen Entwicklung im Kanton Graubünden bedeuten könnten.

Gesundheitstourismus ist in aller Munde und wird als möglicher «Rettungsanker» aus der Krise betrachtet. Dass die Positionierung als Gesundheitsdestination nicht so einfach ist, machte László Puczkó, Wissenschaftler, Forscher und Berater, in seinem Referat anlässlich der Veranstaltung des Instituts für Tourismus und Freizeit (ITF) der HTW Chur deutlich. Die Schwierigkeit beginnt mit den unterschiedlichen Auffassungen von «Gesundheit» und «Wellness». Die Bedeutung dieser beiden Begriffe ändern sich je nach Kontext und Kultur, wo sie angewendet werden. Amerikaner und Amerikanerinnen aber auch Asiaten und Asiatinnen verstehen unter «Wellness» ein anderes Konzept als Schweizer und Schweizerinnen. Um sich im gesundheitstouristischen Markt positionieren zu können, muss folglich dieselbe «Sprache» gesprochen werden. Um die Sprachbarriere überwinden zu können, hilft eine einheitliche Begriffsdefiniton.

 Wellness- vs. Medizin-Tourismus

Gesundheitstourismus umfasst diejenigen Formen von Tourismus, die als Hauptmotivation den Beitrag zur körperlichen, geistigen und/oder spirituellen Gesundheit durch medizinische und Wellness orientierte Aktivitäten haben. Gesundheitstourismus dient folglich als Dachbegriff der beiden Subformen: Wellness- und Medizin-Tourismus. Während Wellness-Tourismus darauf abzielt, alle Hauptbereiche des menschlichen Lebens zu verbessern und auszugleichen, einschliesslich physischer, mentaler, emotionaler, beruflicher, intellektueller und spiritueller Bereiche, beinhaltet der Medizin-Tourismus die Nutzung von evidenzbasierten medizinischen Heilmitteln und Dienstleistungen wie Diagnosen, Behandlungen, Heilung, Prävention und Rehabilitation.

Für eine Positionierung im Markt Gesundheitstourismus reicht es jedoch nicht aus, lediglich ein einheitliches Verständnis über die Formen des Gesundheitstourismus zu haben. Genauso wichtig ist es, zu wissen, was an gesundheitstouristischen Ressourcen vorhanden ist und welches Zielpublikum damit angesprochen werden soll. Diese Erkenntnis ist gemäss László Puczkó wichtig, um nicht in Versuchung zu geraten, bereits bestehende Angebote anderer Anbieter zu kopieren.

Die Rolle des Kantons

Im Anschluss an den fachlichen Input entstand eine Diskussion mit dem Publikum zur Rolle des Kantons im Aufbau eines Gesundheitstourismus in Graubünden. Es sei nicht die Aufgabe des Kantons, Produkte zu entwickeln, sondern Möglichkeiten aufzuzeigen und Rahmenbedingungen festzulegen, so László Puczkó. Als primäre Aufgabe des Kantons im Prozess des Aufbaus eines Gesundheitstourismus in Graubünden sieht er die Schaffung von Leitlinien. Dazu gehört ein klares Verständnis über die vorhandene Angebotssituation als auch ein reger Austausch mit allen involvierten Akteuren.

Schlussendlich müssen für eine Positionierung Graubündens im Gesundheitstourismus mehrere Faktoren berücksichtigt werden. Dazu gehört es zu wissen: nach welchen Werten, Lösungen und Vorteilen potentielle Gäste suchen; welche gesundheitstouristischen Ressourcen in Graubünden exklusiv vorhanden sind und welche Gesundheitsdienstleistungen nicht nur für Gesundheitstouristen attraktiv sind. Ferner muss man sich immer vor Augen halten, dass die beste Lösung oft einfach sind und mehr mit Software als mit Hardware und grossen Investitionen zusammenhängen.

Über den Referenten:

Dr. László Puczkó ist seit über 20 Jahren als Reise- und Tourismusexperte in den Bereichen Gesundheit, Wellness, Medizin und Wellness tätig. Als international bekannter und anerkannter Experte wird er gerne als Keynote Speaker auf verschiedenen internationalen Fach- und Hochschulkonferenzen und Kongressen eingeladen. Er ist (Mit-)Autor zahlreicher Fachbücher, darunter Health, Tourism and Hospitality (Routledge, 2013) und das Routledge Handbook of Health Tourism (2017).

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